CDU Gemeindeverband Hohberg Gemeinsam stark für Sie. Menü

01.12.2016

CDU vor Ort beim Betreuten Wohnen Generationen Netzwerk eV.

„Was braucht es, um in einer Gemeinde gut alt zu werden?“

mit Wilhelm von Ascheraden

Angela Mutzig begrüßt im Namen des Generationen Netzwerks, Simone Lenenbach im Namen der CDU Hohberg und übergibt das Wort an Herrn von Ascheraden.

 

In seinen einführenden Worten berichtet Herr von Ascheraden, dass er in drei Jahrzehnten als Gemeindepfarrer „hinter viele Türen gekommen ist“. Hierdurch kam er schon früh zum Thema, wie wird man gut alt. Wie möchte ich es nicht haben?

Er selber lebt seit 7 Jahren mit derzeit 10 Personen in einem „Gemeinsam Wohnen“ Projekt  in Ortenberg und war Mitbegründer von „Astern“ in Offenburg.

 

Für gut alt zu werden, „braucht es Ideen“. Hier bedarf es der Mitwirkung an der politischen Meinungsbildung.

 

Seine Vortrag stellt er die folgenden Fragen gleichsam als Gliederung des Abends voran.

 

  1. Was sagen die Betroffenen selbst?
  2. Wie soll die Unterstützung aussehen?
  3. Wer soll die Unterstützung leisten?
  4. Offene Fragen aus Sicht der Kommunen

 

 

  1. Was sagen die Betroffenen selbst?

 

Herr von Ascheraden gibt die Frage, was es braucht, in die Runde. Die Antworten lauten Familie, zu Hause bleiben, Geld, Gesundheit, ein soziales Netzwerk, Versorgungsein-richtungen vor Ort, gebraucht werden - nicht Einsam sein.

 

 

  1. Wie soll die Unterstützung aussehen?

 

Mit der Frage, wie die Hilfe sein soll, würden sich viele viel zu spät auseinandersetzen. Die, die sich mit dieser Frage erst auseinandersetzen, wenn sie plötzlich z.B. mit 80 nicht mehr fit sind, tun sich mit der neuen Situation unglaublich schwer. Es ist dann gar nicht bekannt, welche Angebote es gibt.

Herr von Ascheraden betont aufgrund seine Erfahrungen aus vielen Gesprächen vor allem die Bedeutung sozialer Netze im Sinne eines Eingebunden sein, Interesse an sich zu verspüren, noch gebraucht zu werden, eine Aufgabe zu haben, Gesprächspartner zu sein. Dies ist es, was die Menschen sich wünschen und was sie – auch nach Berichten von Mitarbeitern des Netzwerks – aufleben lässt.

 

Herrn von Ascheraden betont vor allem die rechtzeitige Pflege von sozialen Netzwerken. „Das Alter gibt die Quittung, wie man gelebt hat.“ Sich öffentlich vor allem in direkten Umfeld zu engagieren, sei enorm wichtig.

 

 

  1. Wer soll die Unterstützung leisten?

 

3.1.

Bei der Frage, wer soll die Unterstützung leisten, wird an erster Stelle die Familie genannt. Allerdings gäbe es eine extreme Tendenz, dass die Pflege eben gerade nicht mehr von der Familie geleistet werden kann, weil die Angehörigen nicht mehr vor Ort wohnen.

 

Eine Untersuchung in Ortenberg hat ergeben, dass bei über 50 % der Betroffenen der nächste Angehörige über zwei Autostunden entfernt wohne. Dieses Ergebnis überraschte in einem ebenfalls dörflichen Umfeld sehr.

 

Auch seinen immer mehr Frauen berufstätig, der Ausgleich über die Pflegekasse häufig nicht ausreichend. Weiter kommt hinzu, wenn die Angehörigen der Belastung der Pflege über einen längeren Zeitraum nicht gewachsen seien. Aus diesen zahlreichen Gründen wird die Pflege durch die Familie immer schwieriger fraglicher.

 

3.2.

Deswegen betont Herr von Ascheraden die herausragende Bedeutung der Kommune als „Wir-Bereich“, in dem man sich kennt, und die Nachbarschaftshilfe, wenn die Grenzen dessen, was in der Familie geleistet werden kann, überschritten werden.

 

Nur so könnten die „menschlichen Lücken“ die in großen Pflegeeinheiten und bei Pflegediensten entstehen, geschlossen werden.

 

Aufgabe der Kommune im Sinne einer sorgenden Gemeinde sei zum einen die moralische Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements. Es müsse ein gutes Klima geschaffen werden. Dies allein sei jedoch zu wenig. Die Kommunen müssten sich vor allem auch finanziell engagieren, z.B. durch die Festanstellung von Fachpersonal und die Zurverfügungstellung von Immobilien.

 

Aus Ortenberg berichtet Herr von Ascheraden beispielsweise von einem Bus, dessen Anschaffung und Betrieb sich der Verein mit der Gemeinde teilt und dass die Gemeinde Räume für ein Erzählkaffee zur Verfügung stellt.

 

Der Markt wird diese sorgende Aufgabe nicht regeln. Diese Aufgaben müssen Teil der Daseinsvorsorge werden. Dies zu erreichen, sei Aufgabe von Parteien. „Wenn vom Schwachen her gedacht wird, wird es für alle gut“.

 

Mit dem gerade veröffentliche 7. Altenbericht, der dieses Mal das Thema „Verantwortung der Kommunen“ hat, und der Stellungnahme der Bundesregierung hierzu wird klar, dass die Zukunft der Betreuung in raumbezogen Konzepten und kleinen Einheiten liegt.

 

Herr von Ascheraden berichtet von Ortenberg und Eichstetten, in denen die Gemeinden eigene Immobilien für Altenbetreuung betreiben, weil es sich für die Gemeinden rechne.

 

Bürgerschaftliche Engagement bedürfe auch deshalb unbedingt der Unterstützung der Gemeinden, weil viele Zuschüsse an der Übernahme eines Anteils der Kommunen gebunden sind.

 

Das Langzeitziel müsse sein, dass die Kommunen auch  vom Land und dem Bund für diese Aufgabe ausgestattet werden. Diese Unterstützung jedoch erst abzuwarten, käme zu spät.

 

Alle müssen in geteilter Verantwortung zusammenwirken, dass eine „sorgende Gemeinde“ entsteht.

 

  1. Offene Fragen

 

Herr von Ascheraden macht deutlich, dass jeder, der nicht wegzieht aus der Gemeinde, Geld bringe.

 

Die Erfahrungen in Ortenberg und anderen Gemeinden zeigt immer mehr, dass gute Betreuungsangebote ein Standortvorteil für die Gemeinde darstelle. Inzwischen würden die Fehltage wegen Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen die Fehlzeiten wegen der Erkrankung von Kindern übersteigen. Damit stellt ein gutes Seniorenkonzept einen Standortvorteil da. Arbeitnehmer informieren sich zunehmend nach den Betreuungsmöglichkeiten für Angehörige vor Ort.

 

Anbieter wie Orbau seien auch für viele zu teuer, um hiermit wirklich Angebot für die Bevölkerung einer Gemeinde zu schaffen. Bei entsprechenden Anbietern handelt es sich um Renditeobjekte. In diesem Bereich lasse sich im Moment sehr gut Geld verdienen.

 

Das Klima in einem bürgerschaftlich getragener Einrichtung und einem renditeorientieren Objekt lassen sich nicht vergleichen.

 

Zum Abschluss betont Herrn von Ascheraden nochmals, was nur im „Wir-Bereich“ geleistet werden kann, wie z.B. dass eine ältere Dame im Rollstuhl, die zum Chorauftritt ihrer Enkelin möchte, gefahren wird.

 

Menschliche Wärme, das Erleben des normalen Alltages und das Gebrauchtwerden, weil man nicht nach Murmel im Sand fischt, sondern Kartoffeln schälen darf, seien DIE zentralen Faktoren einer guten Betreuung.

 

Nach den Erfahrungen von Ascheraden und vielen der Anwesenden, leben hier die Betreuten auf. Selbst bei Demenzpatienten werden so gute Ergebnisse erreicht.